Filmreihe

13. August–18. September

SPUREN DER ZEIT – LES TRACES DU TEMPS

SPUREN DER ZEIT – LES TRACES DU TEMPS 17/08 – 18/09/2018   Dieser Zyklus steht in Bezug zu den Ausstellungen im Pasquart, 09.09. – 18.11.2018: ZEITSPUREN – THE POWER OF NOW (Kunsthaus), PERFECT TIME AHEAD (Photoforum) und dem NMB Neues Museum Biel.     «Der Unterschied zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ist eine Illusion, wenn auch eine hartnäckige.» Nicht einmal die Musik verfügt über auch nur annähernd so viele Möglichkeiten die Zeit zu gestalten – sie einzufrieren, zu beschleunigen, durcheinanderzubringen oder, fragt man Otto Bloom, gar umzukehren – wie der Film. Deshalb gibt es auch keinen besseren Ort als das Kino, um jene These von Einstein, die viel früher bereits im Buddhismus auftauchte, zu veranschaulichen.   Schon im normalen Erzählkino läuft die Zeit kaum je so ab wie in der Realität: Einzelne Schnitte überwinden Stunden, Tage, Wochen, Rückblenden versetzen uns in die Vergangenheit, Traumsequenzen gar ausserhalb der Zeit. Filme wie «Cléo de 5 à 7», bei dem die erzählende mit der erzählten Zeit übereinstimmt, sind selten. Solche wie «Boyhood», bei dem zwölf Jahre Erwachsenwerden mit zwölf Jahre währenden Dreharbeiten übereinstimmen, sind einzigartig. Weil jede Kunst der Vergänglichkeit ausgesetzt ist, muss sie auf ihre jeweilige Weise immer auch von dieser handeln. Andrew Goldsworthy hat sie und besonders deren Schönheit, wie Thomas Riedelheimers Film schön aufzeigt, zum Hauptthema seiner Kunst gemacht. Und in «Visages, villages» gelingt es einem ungleichen Künstlerduo, die Vergänglichkeit mittels hauswandgrosser Graffitis immerhin für einen kurzen Moment ausser Kraft zu setzen. Dann gibt es im Kino so etwas wie eine offene Zeit. Sie ist einfach da, kann ausgefüllt werden, mit einer Weltreise etwa wie in «Weit», oder leergelassen, wie in «Dans la ville blanche». Schliesslich gehen die Möglichkeiten des bewegten Bildes so weit, dass es nicht einmal mehr den Schnitt braucht, um seine Handlungen inner- und ausserhalb der Zeit zu vollziehen. «Fish and Cat» erzählt seine Geschichte innerhalb einer einzigen Einstellung, sollte also nicht von mehr als zwei Stunden erzählen können. Da die Zeit aber bekanntlich Illusion ist und das Kino wie die Poesie keinen Regeln folgen muss, läuft diese Erwartung zum Glück ins Leere. Dominic Schmid

SPUREN DER ZEIT – LES TRACES DU TEMPS 17/08 – 18/09/2018 

Dieser Zyklus steht in Bezug zu den Ausstellungen im Pasquart, 09.09. – 18.11.2018: ZEITSPUREN – THE POWER OF NOW (Kunsthaus), PERFECT TIME AHEAD (Photoforum) und dem NMB Neues Museum Biel.

 

«Der Unterschied zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ist eine Illusion, wenn auch eine hartnäckige.»

Nicht einmal die Musik verfügt über auch nur annähernd so viele Möglichkeiten die Zeit zu gestalten – sie einzufrieren, zu beschleunigen, durcheinanderzubringen oder, fragt man Otto Bloom, gar umzukehren – wie der Film. Deshalb gibt es auch keinen besseren Ort als das Kino, um jene These von Einstein, die viel früher bereits im Buddhismus auftauchte, zu veranschaulichen.

Schon im normalen Erzählkino läuft die Zeit kaum je so ab wie in der Realität: Einzelne Schnitte überwinden Stunden, Tage, Wochen, Rückblenden versetzen uns in die Vergangenheit, Traumsequenzen gar ausserhalb der Zeit. Filme wie «Cléo de 5 à 7», bei dem die erzählende mit der erzählten Zeit übereinstimmt, sind selten. Solche wie «Boyhood», bei dem zwölf Jahre Erwachsenwerden mit zwölf Jahre währenden Dreharbeiten übereinstimmen, sind einzigartig.

Weil jede Kunst der Vergänglichkeit ausgesetzt ist, muss sie auf ihre jeweilige Weise immer auch von dieser handeln. Andrew Goldsworthy hat sie und besonders deren Schönheit, wie Thomas Riedelheimers Film schön aufzeigt, zum Hauptthema seiner Kunst gemacht. Und in «Visages, villages» gelingt es einem ungleichen Künstlerduo, die Vergänglichkeit mittels hauswandgrosser Graffitis immerhin für einen kurzen Moment ausser Kraft zu setzen.

Dann gibt es im Kino so etwas wie eine offene Zeit. Sie ist einfach da, kann ausgefüllt werden, mit einer Weltreise etwa wie in «Weit», oder leergelassen, wie in «Dans la ville blanche». Schliesslich gehen die Möglichkeiten des bewegten Bildes so weit, dass es nicht einmal mehr den Schnitt braucht, um seine Handlungen inner- und ausserhalb der Zeit zu vollziehen. «Fish and Cat» erzählt seine Geschichte innerhalb einer einzigen Einstellung, sollte also nicht von mehr als zwei Stunden erzählen können. Da die Zeit aber bekanntlich Illusion ist und das Kino wie die Poesie keinen Regeln folgen muss, läuft diese Erwartung zum Glück ins Leere. Dominic Schmid  

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