Filmreihe
FEDERICO FELLINI (1920-1993) // CÉLINE SCIAMMA (*1978)
Céline Sciamma (*1978) & Jahrhundertfigur, Visionär, Träumer: Federico Fellini (1920-1993)
Mit ihrem noch recht kleinen, aber ungeheuer frischen und zeitgemässen Werk hat die französische Regisseurin und Drehbuchautorin Céline Sciamma bereits einen deutlichen Fussabdruck in der Filmwelt hinterlassen, und das schon lange bevor sie 2019 in Cannes mit der Palme für das beste Drehbuch für «Portrait de la jeune fille en feu» ausgezeichnet wurde. Sciamma versteht es wie wenige AutorIinnen momentan, mit grosser Sensibilität zwischenmenschliche Beziehungen zu inszenieren. Im Mittelpunkt stehen meist junge Menschen, deren Erlebniswelten sie mit grosser Selbstverständlichkeit einzufangen versteht. Neben Céline Sciammas vier Regiearbeiten zeigen wir zusätzlich die beiden Filme «Ma vie de Courgette» und «Quand on a 17 ans» für die Sciamma das Drehbuch beisteuerte.
Am 20. Januar wäre Federico Fellini hundert Jahre alt geworden. Kaum einer in der Filmgeschichte hat es geschafft, einen so eigenen Stil zu kreieren, dass gar ein Adjektiv nach ihm benannt worden sein soll: Als «fellinesk» werden angeblich Filme bezeichnet, die als barocke Bilderbögen mit magischen Traumsequenzen funktionieren, bevölkert von seltsamen Gestalten mit - so ein Buchtitel – «Fellini Faces». Die Einzigartigkeit des 1993 verstorbenen Meisters widerspiegelt sich aber auch in Preisen: Niemand gewann den Ausland Oscar so oft wie er. Vier Mal erhielt er ihn zwischen 1957 und 1975. Doch mehr noch als derartige Superlative sind es die Momente für die Ewigkeit, die den in Norditaliens Provinz während des Faschismus aufgewachsenen Bilderzauberer und Filmpoeten auszeichnen: Der «Zampano» Anthony Quinn, der die zierliche Giulietta Masina brachial in die Kunst des Präsentierens einweist in «La strada», der verloren in den Kulissen von Cinecittà herumirrende Marcello Mastroianni als ratloser Filmregisseur in «Otto e mezzo»,der Komiker Ciccio Ingrassia als irrer Onkel Teo, der auf einen Baum klettert und unentwegt kräht: «Voglio una donna» in «Amarcord»: es gibt wohl kaum einen anderen Regisseur, der mit Szenen wie diesen ikonografische Bilder von solch archetypischer Kraft erschaffen hat, dass man glauben könnte, sie seien vielleicht schon immer da gewesen, tief drinnen in unserem kollektiven Unterbewussten. Das konnte nur einer, der von sich sagte: «Der beste Teil des Tages ist, wenn ich zu Bett gehe. Ich lege mich schlafen und das Fest beginnt». Geri Krebs